Was sind die Regeln für den Hinterbliebenen nach dem Tod eines Ehepartners?
Nun, bestimmten Religionen zufolge hängt das vom Geschlecht des Hinterbliebenen und/oder den Regeln, die diese Religionen entwickelt haben, ab.
Zum Beispiel war es bis 1829 (als die Briten diese Praxis verboten haben) ein hinduistischer Brauch, dass sich eine Witwe selbst auf den Scheiterhaufen ihres Mannes legte oder sich auf andere Weise tötete, kurz nachdem ihr Mann gestorben war. Diese Praxis wurde Sati genannt. Übrigens wurde Sati in Nepal erst 1920 verboten.
Ich finde die Vorstellung von Sati äußerst abstoßend, da sie nur für Frauen galt. Von einem Mann wurde kein Sati Opfer erwartet, wenn seine Ehefrau starb. Das zeigt uns etwas über deren völlig verzerrte Denkweise zu der Zeit, besonders in Bezug auf den Unterschied zwischen Männern und Frauen.
Dennoch haben fast alle Glaubensrichtungen die Vorstellung gemeinsam, dass ein verheiratetes Paar auf eine gewisse Weise miteinander verbunden bleibt, selbst wenn ein Partner vor dem anderen stirbt. In extremen Fällen, wie dem hinduistischen Sati, wurde die Ehe in jedem Sinne als „ewig“ betrachtet, und deshalb musste die Frau sterben, wenn ihr Gatte starb. Wiederum ist das sehr unangemessen und unlogisch, da es nur für Frauen gilt, nicht für Männer, aber so war es nun mal und die „ewige Ehe“ war die Idee dahinter.
Unabhängig von Religion oder Glauben, stimmt es natürlich, dass verheiratete Paare, zumindest in einer gut funktionierenden Ehe, eine Einheit werden. Jede Person ist ein wesentlicher Teil der Zweisamkeit, die es für eine Ehe braucht, und man hofft, dass diese Beziehung „ewig“ hält.
Es ist auch klar, dass wenn einer der Ehepartner stirbt, ein Teil des hinterbliebenen Gatten ebenso stirbt, was sich durch extreme Trauer zeigt. Mit der Zeit mag diese Trauer nachlassen, aber wahrscheinlich nie ganz verschwinden, selbst wenn der Hinterbliebene wieder heiratet.
Dennoch ist es das, was im wahren Leben geschieht: Der Hinterbliebene heiratet vielleicht noch einmal. Aber, wegen der großen Trauer und vielen anderen Faktoren, wird es bis zu dieser neuen Ehe eine Weile dauern. Man braucht genügend Zeit, um dem Verstorbenen nachzutrauern, sich wieder an das Leben als unverheiratete Person in einer neuen und fremden Welt zu gewöhnen, und so weiter.
Damit das geschehen kann, haben Religion und Gesellschaft eigene Regeln entwickelt, wann man wieder heiraten darf. Der Islam zum Beispiel schreibt vor, dass eine Witwe nach vier Monaten und zehn Tagen wieder heiraten darf. Warum so ein spezieller Zeitraum? Weil vier Monate und zehn Tage nach dem Tod eines Ehegatten für die Zahl der Menstruationen der Frau berechnet werden. Wenn Sie mehr über diese muslimische Regel wissen wollen, schlagen sie einfach unter „iddah“ nach, denn das ist der Name dieses Brauchs.
Verschiedene Religionen und verschiedene Gesellschaften bedeuten auch verschiedene Vorgehensweisen, Gründe, Logik und Traditionen. Wenn du mich fragst, ist das der Grund, warum ich lieber „gesunden Menschenverstand“ empfehle, darauf basierend, was unter den Umständen vernünftig und sinnvoll ist. Das mag völlig unterschiedliche Zeitspannen für verschiedene Menschen bedeuten. Lass mich hier einen Eintrag der „DEAR ABBY“ Kolumne vom 14. September 2014 zitieren:
>>>DEAR ABBY: Mein Großvater heiratete wieder mit 94, drei Monate nachdem seine Frau starb. Die Frau die er heiratete, war eine ehemalige Nachbarin. Die Verwandten waren entsetzt, aber Opa war begeistert! In seinem Alter ist ein Monat wertvolle Zeit, und er hatte das Glück, von vorn anfangen zu können. Ich würde es als Kompliment auffassen, wenn mein Ehemann eine gemeinsame Freundin heiraten würde. Nachdem ich sah, wie mein Großvater sein neues Leben genoss, wurde mir klar, dass diese zweite Ehe ein Beweis für die Liebe zu meiner Großmutter war. – Dankbar in Oakland, Calif.<<<
Wenn du dich für einen Nachmittag amüsieren oder vielleicht völlig verwirren willst, google doch mal die Vorschriften, einschließlich den Verboten, die die verschiedenen Religionen, Kirchen, Gesellschaften, Gurus und sogar Regierungen (einschließlich der U.S. Social Security Administration) anbieten. Es ist verblüffend. Und diese Regeln gibt es garantiert überall.
Deshalb, falls du dich wirklich damit beschäftigen willst, empfehle ich nochmals „gesunden Menschenverstand“, und die Dinge einfach laufen zu lassen. Es ist absolut unmöglich, alle Erwartungen zu erfüllen – zu viele Beteiligte fällen ihr Urteil darüber, wie man mit der Erinnerung des verstorbenen Partners umgehen sollte und danach weiterleben sollte.